Der Kampf mit dem Vergessen

May 1 / Dr. Barbara Studer

Wird man im Alter grundsätzlich vergesslicher? Das ist wissenschaftlich umstritten. Seien Sie also nicht zu streng mit sich selber.

Ich fasste mir an den Kopf – soeben war ich von meinem Einkauf zurückgekehrt und wollte meine Pizza fertig vorbereiten. Nun stand ich vor meiner vollen Tasche und realisierte, dass ich den Mozzarella vergessen hatte zu kaufen. Ich schämte mich für meine Vergesslichkeit, die wiedermal meine Pläne durchkreuzt hatte. 

Wir kennen alle solche Szenen. Das Vergessen gehört zu unserem Alltag - kontinuierlich vergessen wir unzählige unwichtige, aber immer wieder auch persönlich wichtige Informationen. Dieser Prozess des Vergessens, welcher individuell unterschiedlich in Bezug auf Geschwindigkeit und Ausmass abläuft, wird oft wie ein persönlicher Gegner gesehen. Viel lieber hätten wir doch, dass wir uns aktuelle To-Dos merken können und dass Erinnerungen an die Ferien oder an bedeutsame Episoden im Leben nicht mit der Zeit verblassen.

Positives Bild der Vergesslichkeit

Die Neurowissenschaft jedoch zeichnet ein positives Bild der Vergesslichkeit: Das Vergessen ist ein notwendiger Vorgang, weil unser Gehirn erst mit dem Verblassen unwichtiger Einzelheiten die Erinnerungen dauerhaft speichern kann. Es gehört somit zu den wichtigsten Aufgaben unseres Gehirns, Unwichtiges von wesentlichen Inhalten zu trennen und damit Muster und Regelmässigkeiten in der Umwelt zu erkennen.

Vergesslichkeit ist somit nötig und normal. Ob man im Alter grundsätzlich vergesslicher wird, ist wissenschaftlich umstritten. Sicher ist, dass die synaptische Übertragung von Informationen und damit die Prozesse, mittels derer das Gehirn Gedächtnisinformationen speichert und abruft, langsamer werden. Was aber nicht heisst, dass das Gedächtnis per se schlechter wird! So verbessert sich beispielsweise die Merkfähigkeit für persönlich sinnvolle und praktische Informationen. Ältere Menschen können dank Ihres grossen Wissens und Schatz an Erfahrungen Neues schnell verknüpfen, verstehen und implementieren.

Die Wertung des Vergessens

Doch auch wenn Jung und Alt möglicherweise etwa gleich viel vergessen, ist die Wertung des Vergessens bei älteren Personen verändert. Wenn jüngere Personen etwas vergessen, zucken sie mit den Schultern und wenden sich etwas anderem zu. Wenn ältere Personen etwas vergessen, fragen Sie sich innerlich: „Oje, mein Hirn wird altersschwach - sind das wohl erste Anzeichen von Alzheimer?“

Statt sich bei Vergesslichkeit Sorgen zu machen, könnten Sie sich vielmehr überlegen, wie gut versorgt Ihr Gedächtnis gerade ist und wie Sie es unterstützen können. Unterstützen können Sie es zum Beispiel, wenn Sie viel trinken oder sich erholen. Denn gerade bei älteren Personen ist Flüssigkeitsmangel oder Stress/Erschöpfung oft der Auslöser von Vergesslichkeit.

Tolerant und grosszügig sein

Seien Sie tolerant und grosszügig zu sich selbst! Wenn Sie etwas vergessen, denken Sie an den Wert des Vergessens. Statt eine mentale Liste zu führen mit allen Dingen, die Sie heute vergessen haben, führen Sie lieber ein inneres (oder physisches) Tagebuch des Erlebten: Überlegen Sie sich am Abend, was Sie an diesem Tag erlebt haben und lassen Sie die Bilder wie ein Film vor Ihrem geistigen Auge abspielen. Wenn Sie Lebensereignisse noch einmal anschauen oder sogar aufschreiben, stärkt dies Ihr Erinnerungsvermögen. Wenn Sie es kombinieren mit der Frage, für was Sie dankbar sind, fördern Sie zugleich die Qualität Ihres Schlafs.

Die Pizza habe ich schlussendlich mit Reibkäse gemacht. Ich habe darüber gelacht, dass mein Gehirn seine Arbeit gut gemacht hat und unnötige Informationen wie «Mozzarella kaufen» erfolgreich aus dem Bewusstsein eliminiert hat – und damit Platz geschaffen hat für wichtigere Informationen und neue positive Erlebnisse.

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